Die Republik Moldawien, ein Land mit 3,5 Millionen Einwohnern, ist ein junger Staat zwischen Rumänien und der Ukraine, hervorgegangen aus dem Zerfall der Sowjetunion. Historisch hat sie rumänische Wurzeln. Die zu 100% staatliche Theaterlandschaft ist hauptsächlich in der Hauptstadt Chişinău konzentriert, mit knapp über 700 000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Etwa 10 Repertoiretheater mit fixem Ensemble zeigen täglich außer Montag Aufführungen in der Landessprache Rumänisch. Zusätzlich gibt es zwei Theater mit Vorführungen in russischer Sprache. Diese starre Theaterstruktur erlaubt wenig Raum für Experimente: Seit der Auflösung der UdSSR 1991 gab es viele vergebliche Versuche, eine freie Szene zu etablieren.

Doch seit 2009 gelingt es zwei unabhängigen Gruppen in einer Theaterlandschaft, in der am Montag alle Theater geschlossen haben, das Publikum genau an diesem Tag mit politisch brisanten und kontrovers diskutierten Aufführungen ins Theater zu locken, und beide werden in Wien aktuelle Produktionen zeigen: Foosbook ist zu Gast mit dem erst kürzlich beim Rumänischen Theatertreffen ausgezeichneten Dokumentarprojekt CASA M, in dem das Tabuthema häusliche Gewalt aufgegriffen wird. Und das Künstler-Kollektiv Teatru Spalatorie zeigt mit ROGVAIV eine ebenfalls preisgekrönte Dokumentar-Performance des rumänischen Künstlers und Polit-Aktivisten Bogdan Georgescu, die offen gegen von Politikern öffentlich artikulierte Intoleranz, gegen jede Form von Diskriminierung, polemisiert. Von der Theatermacherin und Autorin Nicoleta Esinencu, die Teil des Spalatorie-Kollektivs ist, stellen wir den Text GEGENMITTEL im Rahmen einer szenischen Lesung vor, die der junge Regisseur Philipp Ehmann einrichtet. Als Bonus gibt's eine aufsehenerregende Performance von Ion Bors auf einer alten sowjetischen Kettensäge - DRUJBA. Die renommierte Kennerin der moldawischen Theaterlandschaft, Irina Wolf, wird in beide Abende einführen und über die aktuelle Lage in Moldawien sprechen. Nach den Vorstellungen wie immer DJ-Lines und Party! (www.volkstheater.at)

Fotos: (c) Marko Lipus.